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Sprühmulch als alternative Form der Unkrautregulierung am Versuchszentrum Laimburg getestet

Im Rahmen eines länderübergreifenden Projekts entwickelten Forschungseinrichtungen aus Bayern, Österreich und Südtirol gemeinsam eine neue biologische Methode zur Regulierung von Unkraut im Obst- und Weinbau. Das Ergebnis ist ein spritzbares, biologisch abbaubares Mulchmaterial, das vor Kurzem am Versuchszentrum Laimburg unter Praxisbedingungen getestet wurde.

Sprühmulch als biologische Alternative zu herkömmlichen Herbiziden im Obst- und Weinbau. © Versuchszentrum Laimburg

Um unerwünschte Un- und Beikräuter in Schach zu halten, können Bäuerin und Bauer mittlerweile auf viele verschiedene Methoden zurückgreifen. Weite Verbreitung findet die Anwendung von chemischen Herbiziden. Daneben sind es immer häufiger auch mechanische und thermische Formen der Unterstockbearbeitung, welche die angebauten Kulturen vor dem Konkurrenzdruck durch Unkräuter schützen sollen. Nachteile sind allerdings mögliche umwelt- und gesundheitsschädliche Wirkungen der chemischen Herbizide sowie der hohe Zeit- und Kostenaufwand der mechanischen und thermischen Verfahren. Immer mehr Landwirtinnen und Landwirte suchen daher nach effizienten, nachhaltigen und alternativen Formen des Unkrautmanagements. Auch von Seiten der Gesellschaft und Politik werden Forderungen nach umwelt- und sozialverträglichen Methoden als Ersatz für Herbizide lauter. Diesen Bedürfnissen gehen Forscherinnen und Forscher aus Bayern, Österreich und Südtirol gemeinschaftlich im Projekt „Alternative Beikrautregulierung im Obst- und Weinbau“ (ABOW) nach, welches im Rahmen eines internationalen Forschungspaktes die Zusammenarbeit und Innovation fördern soll. Ziel des dreijährigen Forschungsvorhabens ist es, neue herbizidfreie Techniken der Unkrautregulierung für den Obst- und Weinbau zu entwickeln. Ergebnis des Projekts ist unter anderem ein aufspritzbares Mulchmaterial auf Basis nachwachsender Rohstoffe. Vor Kurzem wurde der am Technologie- und Förderzentrum im bayerischen Straubing entwickelte Sprühmulch am Versuchszentrum Laimburg unter Praxisbedingungen getestet. „Es freut mich, dass wir dank des Projekts „ABOW“ der Entwicklung von umweltfreundlichen und nachhaltigen Formen der Unkrautregulierung ein Stück nähergekommen sind“, äußerte sich der Südtiroler Landesrat für Landwirtschaft Arnold Schuler, der bei der Projektinitiierung mit dabei war. „Es ist wichtig, dass unsere Landwirtschaft sich mit Hilfe der Forschung zukunftsfähig und nachhaltig weiterentwickelt. Das Versuchszentrum Laimburg leistet dazu einen wichtigen Beitrag.“ Gefördert wurde das Projekt vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

Sprühmulch: biologische Unkrautregulierung auf Basis nachwachsender Rohstoffe

Gleich mehrere verschiedene nachwachsende Rohstoffe kommen im innovativen Sprühmulch zum Einsatz. Zuerst liegt der Sprühmulch in zwei getrennten Flüssigkeiten vor. Erst bei der Ausbringung im Unterstockbereich der Weinstöcke bzw. im Baumstreifen der Apfelanlagen kommen die beiden flüssigen Komponenten miteinander in Berührung. Durch die Vermischung wird ein Gelierprozess ausgelöst: Das Mulchmaterial verwandelt sich binnen Minuten in eine zähflüssige Schicht und trocknet nach wenigen Stunden vollständig ein. Dadurch bildet es eine feste Barriere und unterdrückt die Keimung und Entwicklung von Un- und Beikräutern auf physikalische Art und Weise. Dank der Zusammensetzung aus biologischen, nachwachsenden Rohstoffen baut sich das Mulchmaterial innerhalb einer Vegetationsperiode ab und verhindert die Akkumulation von Fremdstoffen im Boden. „Beim aufspritzbaren Mulchmaterial handelt es sich um eine neue Technik der Unkrautregulierung, die es so noch nicht gibt“, zeigt sich Ewald Lardschneider von der Arbeitsgruppe Ökologischer Anbau am Versuchszentrum Laimburg interessiert.

Praxisversuche in Südtirol, Deutschland und Österreich

Nach coronabedingten Verzögerungen testen die Projektpartner nun den Sprühmulch in den jeweiligen Anbaugebieten dies- und jenseits der Alpen im Freiland. Davon verspricht man sich wichtige Informationen über die Praxistauglichkeit und Wirkung dieser Technik unter verschiedensten Voraussetzungen und klimatischen Bedingungen. Am Versuchszentrum Laimburg haben die Projektmitarbeiterinnen und Projektmitarbeiter aus Straubing und Südtirol den Sprühmulch kürzlich in Obst- und Weinanlagen ausgebracht. Zum Testen im Weinbau sprühte das Team das Mulchmaterial in zwei verschiedenen Parzellen am Standort Ölleiten in Kaltern aus. Bei einer der Parzellen war der Unterstockbereich im Vorhinein mit einer Bürste behandelt worden, während die andere Parzelle vollkommen unbehandelt war und eine deutlich stärkere Verunkrautung aufwies. Für die Ausbringung wurde ein vom Technologie- und Förderzentrum in Straubing eigens konzipiertes Sprühgerät verwendet. Im Unterstockbereich blieb schließlich eine gelbliche, 3 mm dicke und 40 cm breite Mulchschicht zurück. Am Standort Laimburg diente eine Apfelanlage als Versuchsfläche für die Ausbringung des Mulchmaterials. Die Breite des Streifens aus Sprühmulch war in der Apfelanlage mit 80 cm wesentlich breiter als im Weinbau, die Dicke hingegen dieselbe. Die Ergebnisse werden nun mit anderen Standardverfahren verglichen, wobei neben der beikrautregulierenden Wirkung auch Daten zu Wachstum, Ertrag und Fruchtqualität erhoben werden. Erste Feldversuche in Deutschland und Österreich konnten bereits die unkrautunterdrückende Wirkung über eine Periode von über sechs Monaten sowie den Abbau im gewünschten Zeitraum von einem Jahr nachweisen.

Gemeinsam ist man stark – Zusammenarbeit verschiedener Partner

Das Projekt „ABOW“ und die Entwicklung des aufspritzbaren Mulchmaterials sind Best-Practice-Beispiele für das Potential einer länderübergreifenden Zusammenarbeit. Federführend waren das Technologie- und Förderzentrum im Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe in Straubing und die Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim. Kooperations- und Forschungsnetzwerkpartner sind zusätzlich die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH - AGES, die Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt Francisco Josephinum, die Höhere Bundeslehranstalt und Bundesamt für Wein- und Obstbau Klosterneuburg, die Universität für Bodenkultur Wien, Waldland Naturstoff GmbH sowie das Versuchszentrum Laimburg mit den beiden Arbeitsgruppen „Ökologischer Anbau“ des Fachbereichs Obstbau und „Physiologie und Anbautechnik“ des Fachbereichs Weinbau. Beide Arbeitsgruppen haben bei der Entwicklung des Sprühmulchs mitgewirkt, sei es durch den Versuchsaufbau im Freiland als auch durch die Erstellung eines Anforderungsprofils für das Mulchmaterial. „Für die Laimburg ist diese Zusammenarbeit ein immenser Vorteil, da wir durch das Know-how unserer Partner imstande sind gemeinsam Technologien zu entwickeln, die wir dann an verschiedenen Standorten und unter verschiedenen Anbaubedingungen testen können. Dadurch werden zum Vorteil aller Partner viel Zeit und enorme personelle und finanzielle Ressourcen eingespart, um neue Technologien für unsere Landwirtschaft zu entwickeln“, so Ewald Lardschneider vom Versuchszentrum Laimburg.

Ausblick

„Momentan sind wir gespannt auf die Ergebnisse aus unseren Feldversuchen“, berichtete Michael Kirchinger vom Technologie- und Förderzentrum in Straubing, „in Zukunft hoffen wir, an der Optimierung der Ausbringungstechnik und der Gerätschaften arbeiten zu können“. Auch wenn das Projekt „ABOW“ im Dezember 2022 ausläuft, so gibt es noch einiges zum Thema Sprühmulch zu erforschen. Die Weichen für die Entwicklung einer Alternative zu herbiziden Wirkstoffen sind aber gestellt und die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf dem Weg, eine effiziente und umweltverträgliche Methode auch für schwer bewirtschaftbare Anlagen zu etablieren. Die ersten Resultate aus den Freilandversuchen sollen zukünftig im Rahmen verschiedener Veranstaltungen auch der breiten Öffentlichkeit vorgestellt werden.

 

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