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Pilzregulierung, Bodenpflege, Sortenprüfung: Versuchszentrum Laimburg erarbeitet neue Erkenntnisse für den ökologischen Obstbau

Am Donnerstag, 08. August 2019 haben am Versuchszentrum Laimburg die traditionellen Versuchsbegehungen im ökologischen Obstbau stattgefunden. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen Versuche zur Pilzregulierung, zur Bodenpflege und Ergebnisse der Sortenprüfung für den ökologischen Anbau.

Markus Kelderer, Leiter des Fachbereichs Obstbau am Versuchszentrum Laimburg, eröffnet die traditionelle Versuchsbegehungen im ökologischen Obstbau© Versuchszentrum Laimburg

Wie jedes Jahr stellte das Versuchszentrum Laimburg vor Beginn der Erntesaison Anfang August seine aktuellen Versuche im ökologischen Obstbau vor. In Vorträgen und Feldbegehungen in den Versuchsanlagen informierte die Arbeitsgruppe „Ökologischer Anbau“ unter der Leitung von Markus Kelderer die interessierten Teilnehmer über neue Erkenntnisse zu den Schwerpunktthemen Pilzregulierung, Bodenpflege und Sortenprüfung.

 

Sortenprüfung für den biologischen Anbau

Seit nun schon fast 25 Jahren führt die Arbeitsgruppe „Ökologischer Anbau“ Sortenprüfungen durch, um die für den biologischen Anbau interessantesten und geeignetsten Apfelsorten zu identifizieren. Bis heute wurden bereits über 40 Sorten aus der ganzen Welt auf ihre Eignung für den biologischen Anbau unter Südtiroler Bedingungen getestet, momentan stehen etwa 20 Sorten in Prüfung.

„Es ist nicht gesagt, dass eine Sorte, die unter den Bedingungen der Integrierten Produktion gut funktioniert, auch im biologischen Anbau brauchbar ist“, betonte Markus Kelderer, Leiter des Fachbereichs Obstbau am Versuchszentrum Laimburg. „Die Apfelsorten weisen unterschiedliche Empfindlichkeiten auf, was Krankheiten und Schädlinge anbelangt und reagieren unterschiedlich sensibel auf Präparate, die im biologischen Anbau eingesetzt werden, wie etwa Kupfer und Schwefel. Darum führen die Experten der Arbeitsgruppe „Ökologischer Anbau“ in zwei Sorten- und Systemprüfanlagen an den Standorten Laimburg und Latsch einen Systemvergleich durch, in dem sie dieselbe Sorte in einem Block biologisch und in einem anderen unter IP-Bedingungen anbauen und dann untersuchen, wie sich die Sorte in den beiden Systemen jeweils in Bezug auf Ertragsleistung, Schädlingsdruck etc. verhält. „Grundsätzlich ist die Sorte Gala sehr gut auf dem biologischen Markt vertreten, da sie die erste biologische Sorte ist, wenig alternanzempfindlich ist und Kupfer relativ gut verträgt. Außerdem entspricht sie mit ihrem süßlichen Aroma dem Geschmack der jungen Generationen und ist international sehr gefragt. Der Nachteil der Sorte liegt in ihrer Lagerfähigkeit, denn auch in Dynamisch Kontrollierter Atmosphäre lagert sie nur bis in die Monate März-April gut, der Konsument möchte seinen Bioapfel aber natürlich 12 Monate pro Jahr in der gewohnten Qualität genießen“, erläuterte Bio-Experte Ewald Lardschneider.

 

Bodenpflege mit Einsaaten

Die nachhaltige Entwicklung der Landwirtschaft ist ein wichtiges Thema und grundlegend, um auf dem globalen Markt wettbewerbsfähig zu bleiben. Vor diesem Hintergrund verfolgt das vom europäischen Förderprogramm für die ökologische Landwirtschaft CORE Organic Plus mitfinanzierte Projekt DOMINO das Ziel die Fruchtbarkeit, Biodiversität und wirtschaftliche Nachhaltigkeit von Obstanlagen zu steigern. An dem Projekt beteiligt sind neben dem Versuchszentrum Laimburg noch weitere sechs europäische Forschungseinrichtungen, wobei die Koordination bei der Università Politecnica delle Marche liegt. Im Rahmen dieses Projekts führt die Arbeitsgruppe „Ökologischer Anbau“ verschiedene Versuche zu Begrünungen und Gründüngungen durch, um eine oder mehrere Pflanzenarten zu identifizieren, welche unerwünschte Beikräuter unterdrücken, den Arbeitsaufwand der herkömmlichen Beikrautregulierung verringern sowie die Bodenfruchtbarkeit durch die optimale Versorgung der Kulturpflanzen mit organischer Substanz und somit Nährstoffen verbessern können.

„Wir hoffen, durch unsere Versuche mit Einsaaten eine nachhaltige Alternative zu den konventionellen Bodenpflegemaßnahmen zu finden und dadurch den Einsatz mechanischer Geräte im ökologischen Anbau zu reduzieren, da diese sehr arbeits- und energieaufwändig sind und darüber hinaus auch die Gefahr besteht, Bäume zu beschädigen“, erklärte Projektmitarbeiter Thomas Holtz.

 

 

Versuche zur Pilzregulierung

Zum Thema Pilzregulierung stellten die Experten der Arbeitsgruppe „Ökologischer Anbau“ verschiedene Freilandversuche vor, wobei u. a. Schorf, Mehltau und Rußtau behandelt werden.

 

Auf der Suche nach Alternativen zur Bekämpfung von Apfelschorf

Schon seit jeher führt die Arbeitsgruppe „Ökologischer Anbau“ Schorfversuche durch, mit dem Ziel Alternativen zur Ausbringung von Kupfer zu finden oder zumindest den Einsatz von Kupfer weitmöglichst zu reduzieren. „In unseren Schorfversuchen testen wir verschiedenste Präparate pflanzlicher Natur wie zum Beispiel Präparate auf der Basis von Algenextrakten oder Orangenöl, die zum Teil noch in der Testphase und noch nicht zugelassen sind“, erläuterte Experte Claudio Casera, der die Versuche in den Anlagen vorstellte. „Unsere Untersuchungen zeigen, dass diese Präparate durchaus interessante Wirkungen zeigen, die im Moment den Einsatz von Kupfer zwar noch nicht ersetzen können, die aber künftig in Behandlungsstrategien eingefügt werden können und es ermöglichen auf lange Sicht den Einsatz von Kupfer zu reduzieren“, so Casera.

 

Schwefelpräparate im Einsatz gegen Mehltau

Während der Südtiroler Weinbau im Jahr 2019 große Probleme aufgrund des Mehltaubefalls hatte, machte sich der Pilz im Obstbau nur wenig bemerkbar. Im Obstbau ist Mehltau in der Ebene weniger ein Problem, wohl aber in den Hügellagen wie etwa im Vinschgau. „Das kritischste Stadium für einen Mehltaubefall ist die Zeit nach der Blüte, wenn die Triebe relativ stark wachsen“, erklärte Markus Kelderer. Die Arbeitsgruppe „Ökologischer Anbau“ hat unterschiedliche Präparate, darunter auch einige Schwefelpräparate, auf ihre Wirkung gegen Mehltau hin untersucht. „Beim Testen von Schwefelpräparaten achten wir insbesondere auch auf die Pflanzenverträglichkeit bei hohen Temperaturen, da wir infolge des Klimawandels in Zukunft vermehrt mit Wetterkapriolen zu tun haben werden“, betonte Kelderer. Im Obst- und Weinbau komme es infolge der Ausbringung von Schwefelpräparaten kurz vor heißen Tagen immer wieder zu großen Schäden: Trauben verfärben sich schwarz, Blätter verbrennen, auf den Früchten zeigt sich Sonnenbrand. „In unserer Versuchsanlage hatten wir dieses Jahr einen sehr geringen Mehltaudruck und können darum über die Wirkung der von uns getesteten Präparate noch kein abschließendes Urteil fällen“, erläuterte Kelderer. „Unsere Auswertungen in Bezug auf die Pflanzenverträglichkeit der getesteten Schwefelpräparate bei hohen Temperaturen sind jedoch sehr interessant, da zwischen den Präparaten große Unterschiede in der Wirksamkeit zu beobachten waren. Darüber hinaus zeigte sich, dass die Ausbringung der Präparate mit Injektordüsen weit weniger Probleme – also Verbrennungen – verursacht als die Ausbringung mit Hohlkegeldüsen“, fasste der Experte die bisherigen Ergebnisse zusammen.

 

Wirksam bürsten gegen Rußtau

Der Befall durch den Rußtaupilz ist ein rein oberflächliches ästhetisches Problem, das sich in schmutzartigen Verfärbungen auf der Apfelschale äußert. Der Konsument verlangt nach sauberen und glänzenden Äpfeln; in den Obstgenossenschaften werden Früchte mit Rußtauflecken aussortiert. In den letzten Jahren hat der Befall durch den Rußtaupilz im biologischen Anbau große Sorgen bereitet. „Waren anfänglich nur einzelne Anlagen befallen, ist inzwischen die gesamte Palette an spätreifenden Früchten betroffen“, berichtete Markus Kelderer. Am Versuchszentrum Laimburg wurden daher in Zusammenarbeit zwischen den Arbeitsgruppen „Ökologischer Anbau“ und „Lagerung und Nacherntebiologie“ verschiedene Versuche zu Rußtau durchgeführt. „Unsere Behandlungen mit Standardpräparaten wie Schwefelkalkkarbonate und Kupfer haben keine befriedigende Wirksamkeit gegen den Rußtaupilz gezeigt“, unterstrich Kelderer. „Wir konnten keine Unterschiede zwischen den Präparaten beobachten und auch die Anzahl und Dosierung der Behandlungen zeigte keine signifikanten Unterschiede.“

Darüber hinaus haben die Experten auch verschiedene Methoden getestet, die nach der Ernte zum Einsatz kommen, wie etwa Tauchbehandlungen mit biokompatiblen Präparaten auf Karbonatbasis, Warmwasserbehandlungen oder aber Behandlungen mit Bürstengeräten. „Die einzige Methode gegen den Rußtaupilz, die eine relativ sichere Wirkung zeigt, ist der Einsatz der Bürstmaschine nach der Lagerung“, erläuterte Kelderer. „Um ein optimales Ergebnis zu erhalten, müssten solche Bürstmaschinen in die Sortierlinien in Obstgenossenschaften integriert werden und die Früchte vorsortiert werden, damit sich die Bürste an die verschiedenen Fruchtgrößen und -formen anpassen kann.“

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