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EFRE-Projekt PinotBlanc soll Qualität des Weißburgunders steigern

Vor Kurzem haben am Versuchszentrum Laimburg die Arbeiten am EFRE-Projekt PinotBlanc begonnen. Im Projekt werden die qualitätsgebenden Aroma- und Inhaltsstoffe des Weißburgunders sowie deren Abhängigkeit von der Anbaulage erfasst. Durch eine gezielte Nutzung verschiedener Höhenlagen soll der Weißburgunder im alpinen Weinbau aufgewertet werden.

Versuchsanlage in der Höhe oberhalb von Terlan

Beim Weißburgunder (Pinot blanc) handelt es sich um eine Leitsorte Südtirols, die sich aufgrund ihrer hohen Qualität zu einem international erfolgreichen Produkt entwickelt hat. Sie zeichnet sich durch einen relativ hohen Säuregehalt und eine frisch-fruchtige Aromatik aus. Die typische Stilistik des Südtiroler Weißburgunders leidet jedoch unter der Klimaerwärmung. In den Alpen ist die Durchschnittstemperatur zwischen 1920 und 2010 um 1,9 °C angestiegen und der Reifebeginn der Trauben hat sich von 1980 bis 2010 um durchschnittlich zwei bis drei Wochen nach vorne verlegt. Durch die höheren Temperaturen steigt der Alkoholgehalt und die sortentypischen frischen und florealen Aromen verschwinden. Zudem sinkt der Säuregehalt, der jedoch für den Südtiroler Weißburgunder unverzichtbar ist, da eine angemessene Säure mit dem sensorischen Eindruck der Frische korreliert. Wie man die Qualität des Weißburgunders steigern und diese Sorte im alpinen Weinbau fördern könnte, soll das EFRE-Projekt PinotBlanc (FESR1010) ergründen, das kürzlich am Versuchszentrum Laimburg begonnen wurde. Das auf drei Jahre angelegte Forschungsprojekt wird vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) 2014–2020 (Programm „Investitionen in Wachstum und Beschäftigung“) gefördert und hat ein Budget von rund 720.000 €.

 

Qualitätssteigerung durch gezielte Nutzung verschiedener Höhenlagen

Ein möglicher Weg, um die Qualität des Weißburgunders zu sichern und potenziell zu steigern, könnte ein Ausweichen in höhere und kühlere Weinbaulagen sein. Durch unsere Alpen hat Südtirol die Möglichkeit Weinbau in höheren Lagen zu betreiben und durch Verschnitte dieser Berglagen mit den Tallagen sehr komplexe Weine zu erzeugen, lautet die Einschätzung von Florian Haas, der am Versuchszentrum Laimburg die Arbeitsgruppe Physiologie und Anbautechnik verantwortet und das Projekt PinotBlanc leitet. Weltweit liegen jedoch bis dato nur wenige wissenschaftliche Arbeiten vor, die die Inhaltsstoffe des Weißburgunders untersuchen und den bereits belegten Einfluss des Standorts auf die Weinqualität erklären können, sagt Peter Robatscher, Leiter des Fachbereichs Lebensmittelchemie am Versuchszentrum. Das Projekt PinotBlanc soll hier nun Klarheit schaffen: Im Projekt werden die Wissenschaftler die wichtigsten Inhaltsstoffgruppen des Weißburgunders und ihre Abhängigkeit von Höhenlage und Lesezeitpunkt analysieren. Die Ergebnisse werden künftig in Standortwahl, Anbau- und Vinifikationstechnik des Südtiroler Weißburgunders mit einfließen. Viel versprechen sich die Forscher insbesondere von den Erkenntnissen zu den Auswirkungen höherer Anbaulagen auf den Weißburgunder. Eine Ausdehnung der Weißburgunder-Anbaufläche in höher gelegene Lagen eröffne dabei nicht nur die Möglichkeit, den negativen Folgen der Klimaänderung entgegenzuwirken, sondern auch eine typische, unverwechselbare Südtiroler Weißburgunderstilistik zu entwickeln, erklärt Ulrich Pedri, Leiter des Fachbereichs Önologie am Versuchszentrum Laimburg. Auf diese Weise könne das Qualitätspotenzial dieser Weißweinsorte noch besser ausgeschöpft und eine einzigartige Südtiroler Pinot-blanc-Stilistik entwickelt werden, mit der letztlich die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Südtiroler Weinwirtschaft insgesamt gefördert werden könne, ist der Experte überzeugt.

 

Zusammenarbeit mit der Südtiroler Weinwirtschaft

Am Projekt PinotBlanc beteiligt sind drei Arbeitsgruppen des Versuchszentrums Laimburg: Die Arbeitsgruppe Physiologie und Anbautechnik im Weinbau führt agronomische Erhebungen durch, während sich die Arbeitsgruppe Önologische Verfahren und Wissenstransfer mit der Mikrovinifikation und der sensorischen Analyse der Versuchsweine beschäftigt. Das Labor für Aromen und Metaboliten ist für die chemische Charakterisierung der Aromaprofile zuständig. Bei der Planung und Durchführung des Projekts arbeitet das Versuchszentrum Laimburg eng mit den lokalen Organisationen der Südtiroler Weinwirtschaft zusammen. So wurden die Fragestellungen des Projekts in Abstimmung mit dem Konsortium Südtiroler Wein, dem Verband der Kellermeister sowie der Sektion Südtirol des nationalen Verbands der Önologen und Weintechniker (Assoenologi Sezione Alto Adige) entwickelt; darüber hinaus sind mehrere Kellereigenossenschaften und Weingüter direkt in das Projekt eingebunden.

 

PinotBlanc Nachfolger des Erfolgsprojekts LagReIn

Im Jahr 2015 war am Versuchszentrum Laimburg ein Projekt mit ähnlichen Zielsetzungen erfolgreich abgeschlossen worden: Im ebenfalls vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung geförderten Projekt LagReIn (Nr. 4-1a-168, EFRE 2007 – 2013) wurden die grundlegenden wissenschaftlichen Daten zu Lagen, Reben und Inhaltsstoffen der autochthonen Rotweinsorte Lagrein erarbeitet. Nach Abschluss des erfolgreichen Projekts ging von der Südtiroler Weinwirtschaft der Wunsch nach einem Folgeprojekt zum Weißburgunder aus, der nun mit dem Projekt PinotBlanc umgesetzt wird.

 

Der Südtiroler Weißburgunder

Die Südtiroler Weißburgunder sind in der Regel sehr lagenbetont. Ihr Charakter entspricht der Weinlage, auf der sie gedeihen. Da jede einzelne Lage sowohl ein ganz spezifisches Mikroklima, als auch eine ganz eigene Bodenstruktur hat, zeigen die Weine einen ausgeprägten gebietstypischen Charakter.

In Südtirol wird die Rebsorte Weißburgunder auf einer Fläche von 535 ha angebaut (Stand der Weinbaukartei am 31.12.2015), dies entspricht 9,82 % der Gesamtweinanbaufläche.

Die Wichtigkeit der Sorte Weißburgunder in Südtirol zeigt sich auch in den zahlreichen Preisen, die die Südtiroler Weinwirtschaft in den vergangenen Jahren eingeheimst hat. Nach dem Gewürztraminer ist der Weißburgunder die am häufigsten prämierte Weißweinsorte in Südtirol (Quelle: Südtiroler Weinkonsortium). Allein in den Jahren 2014 bis 2017 wurden 37 Südtiroler Weißburgunder-Weine in nationalen und internationalen Weinführern ausgezeichnet. Einige Weine erhielten sogar Auszeichnungen in mehreren Führern im selben Jahr. Dies führte zu einer Gesamtzahl von 58 Auszeichnungen für den Südtiroler Weißburgunder in den vergangenen vier Jahren.

 

Das Versuchszentrum Laimburg

Das Versuchszentrum Laimburg ist die führende Forschungsinstitution für die Landwirtschaft und Lebensmittelqualität in Südtirol. Das Versuchszentrum Laimburg betreibt vor allem angewandte Forschung mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit der Südtiroler Landwirtschaft zu steigern und die Qualität landwirtschaftlicher Produkte zu sichern. Über 150 Mitarbeiter arbeiten jährlich an rund 350 Forschungs- und Versuchsprojekten aus allen Bereichen der Südtiroler Landwirtschaft, von Obst- und Weinbau bis hin zu Berglandwirtschaft und Lebensmitteltechnologie. Das Versuchszentrum Laimburg wurde 1975 gegründet.

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