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Bekämpfungsmaßnahmen gegen die Kirschessigfliege bei Informationsveranstaltung am Versuchszentrum Laimburg (22.11.2016) vorgestellt

Am Dienstag, 22. November 2016, hat das Land- und Forstwirtschaftliche Versuchszentrum Laimburg eine Informationsveranstaltung zum Thema Kirschessigfliege organisiert. Etwa 100 interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer informierten sich über die aktuelle Befallssituation im Obst- und Weinbau und über mögliche Bekämpfungsmaßnahmen zur Kontrolle des Schädlings.

Drosophila suzukii

Während der Informationsveranstaltung referierten fünf Experten aus Südtirol (Versuchszentrum Laimburg) und dem Trentino (Fondazione Edmund Mach, San Michele all’Adige) über die bisherigen Versuchsergebnisse verschiedener Bekämpfungsmaßnahmen im Beeren- und Steinobstanbau sowie im Weinbau. Vorgestellt wurden auch neue Erkenntnisse zur Biologie und zum Verhalten des Schädlings.

Die Kirschessigfliege in Südtirol

Die aus dem asiatischen Raum eingeschleppte Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) hat seit ihrem erstmaligen massiven Auftreten in Südtirol im Jahr 2011 große Schäden an fast allen Obstkulturen angerichtet. Das Versuchszentrum Laimburg befasst sich seit 2011 mit dem Schadinsekt, erforscht dessen Biologie und Verhalten und führt Mittelprüfungen durch, um mögliche Bekämpfungsstrategien gegen die Drosophila zu entwickeln. Die vom Versuchszentrum Laimburg erhobenen Daten bezüglich des Befalls und der Flugaktivität zeigen, dass die Kirschessigfliege in Südtirol in den letzten fünf Jahren unterschiedliche Populationsdynamiken aufgewiesen hat. Um den jährlichen Einflug der Sommergeneration in die Obstanlagen zu erfassen, sei ein standortbezogenes Monitoring notwendig, betonte Roland Zelger, der am Versuchszentrum Laimburg 27 Jahre lang die Forschung und Versuchstätigkeit im Pflanzenschutz geleitet hat.

Monitoring und Bekämpfungsmaßnahmen

Zur Überwachung der Flugaktivität der Kirschessigfliege (Monitoring) bietet sich insbesondere die Lockstofffalle an. Mit einer solchen Köderfalle kann man die Flugaktivität der ersten einfliegenden Drosophila erfassen und sich somit auf den Erstbefall vorbereiten.

Neben dem Insektenmonitoring wurde am Versuchzentrum Laimburg auch die Wirkung zugelassener Insektizide im Labor charakterisiert. Anhand dieser Informationen sowie der Überwachung des Befallsverlaufs mittels Eiablagenkontrollen sollte es möglich sein, die Insektizide zum richtigen Applikationszeitpunkt einzusetzen, erklärte Silvia Schmidt, die am Versuchszentrum Laimburg den Sachbereich Entomologie leitet. Diese Bekämpfungsstrategie zielt auf die adulten Fliegen ab; andere Bekämpfungsmöglichkeiten sind der Massenfang von adulten überwinternden Fliegen im Frühjahr sowie das Aufstellen von Insektenschutznetzen.

Während der Massenfang eine noch unzureichende Wirkung in der Bekämpfung erzielte, erwiesen sich Insektenschutznetze bei Versuchen als wirksamer: Martina Falagiarda vom Versuchszentrum Laimburg zeigte, dass das Insektenschutznetz bei einer Kirschanlage, die hohem Befallsdruck ausgesetzt war, die Anlage wirksam vor Befall schützen konnte.

Auch im Trentino stellt die Kirschessigfliege ein ernstes Problem für den Beeren- und Steinobstanbau sowie den Weinbau dar. Im Beeren- und Steinobstanbau seien Insektenschutznetze durchaus wirksam bei der Bekämpfung der Drosophila, so Alberto Grassi von der Fondazione Edmund Mach (San Michele all’Adige), jedoch müsse das Insektenschutznetz zum richtigen Zeitpunkt – vor dem Umfärben der Früchte – aufgestellt werden. Auch sei besonders auf den Umgang mit dem Insektenschutznetz zu achten. Das Risiko eines Eintretens der Fliege von Außen bestehe weiterhin und müsse unter dem Netz überwacht werden. 

Auf Weintrauben vollzieht sich die Entwicklung der Fliege langsamer als auf Beeren- und Steinobst und auch die Vermehrung in Trauben ist geringer. Luisa Mattedi, ebenfalls von der Fondazione Edmund Mach, berichtete von den Erfahrungen im Weinbau im Trentino. Die Befallssituation sei von Anlage zu Anlage unterschiedlich und hänge von mehreren Faktoren ab, vor allem von der Sorte und vom Klima, so die Expertin. Freilandversuche haben gezeigt, dass manche Insektizide sowie alternative Gesteinspräparate wirksam zur Reduzierung des Eiablage- und Essigfäulebefalls eingesetzt werden können. Außerdem führe ein hoher Eiablagebefall nicht immer zu Essigfäule; hier spielen klimatische Bedingungen auch eine wichtige Rolle. Die Experten empfiehlt, regelmäßig Eiablagekontrollen ab Farbumschlag durchzuführen, um eine eventuelle Insektizidbehandlung zum richtigen Zeitpunkt einzuplanen.

 

Neue Bekämpfungsmaßnahmen

An der Entwicklung neuer Bekämpfungsstrategien wird weltweit geforscht. Die Anwendungsmöglichkeiten natürlicher Gegenspieler wie z. B. Parasitoiden und anderer Techniken wurde angesprochen. Noch sind diese Strategien in der Entwicklungsphase und weitere Untersuchungen zur Biologie und zum Verhalten des Schädlings sind notwendig. Das Versuchszentrum Laimburg wird in Zukunft verstärkt auf diesem Gebiet tätig sein: In den nächsten drei Jahren wird die Laimburg in Zusammenarbeit mit der Freien Universität Bozen im Rahmen eines vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) geförderten Projekts an der Entwicklung eines spezifischen Köderverfahrens arbeiten. Ziel des Projekts ist es, die Biologie der Fliege grundlegend zu untersuchen und aufbauend darauf Bekämpfungsstrategien zu entwickeln, die dann in der Praxis direkt umgesetzt werden können.

Einschulung zur Befallserhebung

Das Versuchszentrum Laimburg bietet allen Interessierten eine praktische Einschulung zur Überwachung der Flugaktivität der Drosophila und zur Befallserhebung an. Interessierte Landwirte können sich mit dem Sachbereich Entomologie des Versuchszentrum Laimburg in Verbindung setzen.

Das Land- und Forstwirtschaftliche Versuchszentrum Laimburg

Das Land- und Forstwirtschaftliche Versuchszentrum Laimburg versteht sich als führende Forschungsinstitution für die Landwirtschaft und Lebensmittelqualität in Südtirol. Das Versuchszentrum Laimburg betreibt vor allem angewandte Forschung mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit der Südtiroler Landwirtschaft zu steigern und die Qualität landwirtschaftlicher Produkte zu sichern. Über 200 Mitarbeiter arbeiten jährlich an rund 350 Forschungs- und Versuchsprojekten aus allen Bereichen der Südtiroler Landwirtschaft, von Obst- und Weinbau bis hin zur Berglandwirtschaft. Das Versuchszentrum Laimburg wurde 1975 gegründet.

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