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Lagerungstagung: Fruchtqualität sichern – Laimburg untersucht neue Methoden

Am 8. August 2012 haben Lagerungsexperten im großen Vortragssaal des Versuchszentrums Laimburg den 80 Besuchern der diesjährigen Lagerungstagung die Ergebnisse neuer Methoden zur Messung des Reifefensters und der Qualität der Früchte sowie zu Problemen aus der Praxis wie etwa der Nachlagerung von Früchten vorgestellt.

In Südtirol ist der Anteil innovativer Lagerungstechnologien besonders hoch. Bereits 40 Prozent der gelagerten Früchte werden mit Technologien gelagert, die unter anderem am Versuchszentrum Laimburg entwickelt worden sind. Doch wesentliche Faktoren für die Lagerung werden bereits bei Anbau und Ernte der Früchte festgelegt. „Die optimale Lagerung hängt von einer ausgewogenen Fruchtentwicklung genauso ab wie auch davon, dass das optimale Erntefenster eingehalten wird", erläutert Angelo Zanella, Amtsdirektor und Lagerexperte der Laimburg. Auch bei der Lagerung kann man ansetzen, indem etwa unterschiedliche Qualitäten getrennt gelagert werden. Zudem sollte eine an die Erfordernisse der Vermarktung angepasste Lagerstrategie entwickelt und angewendet werden - je nachdem, wie lange die Früchte gelagert werden müssen, bis sie in den Verkauf gelangen, so Zanella.

Reifemessung der Früchte ohne Beschädigung
Die Qualität und Reife der Äpfel messen zu können, ohne die Früchte zu beschädigen, ist ein Schwerpunkt und langfristiges Ziel der Forschung an der Laimburg. Denn die Lagerfähigkeit der Früchte hängt wesentlich von der Qualität der Äpfel bei der Ernte, also dem richtigen Erntezeitpunkt ab.
Das an der Universität Bologna entwickelte DA-Meter ist ein Gerät, das ohne Beschädigung der Äpfel die Fruchtreife bestimmen kann. Das Gerät wird dabei auf die Oberfläche der Frucht gehalten, misst den Gehalt an Blattgrün der Äpfel und kann so die Reife bestimmen. Die ersten praktischen Erfahrungen mit dem Gerät sind in einer Masterarbeit an der Universität Bologna erhoben und zusammengefasst worden.
Die Methode des Unternehmens NSure ist dagegen ein erster Versuch, molekularbiologische Methoden für die Bestimmung der Fruchtreife einzusetzen und wurde im Rahmen eines informellen Netzwerks europäischer Forschungsinstitute auch an der Laimburg getestet. Dabei werden Fruchtschnitten mit einer Lösung vermischt und auf ein Trägerpapier aufgetragen, so dass die Genexpression untersucht werden kann. „Molekularbiologische Methoden für die Reifebestimmung besitzen ein großes Potenzial für die Zukunft, sind aber momentan in der Praxis noch nicht einsatzfähig", so das Fazit des Lagerexperten Angelo Zanella.

Praxisorientierte Forschung: Nachlagerung von Früchten
Ein praktisches Problem der Obstvermarktung ist Bestandteil einer neuen Versuchsreihe der Laimburg: Eine Partie von Früchten wird aus der Lagerung entnommen und für den Verkauf vorbereitet, doch nicht die ganze Partie wird letztlich verkauft. Wie kann man die verbliebenen Früchte weiterlagern? In einem Versuch an der Laimburg sind diese Bedingungen simuliert und die Früchte mit unterschiedlichen Lagertechnologien weiter gelagert worden. Die Ergebnisse der ersten Versuchsreihe zeigen, dass die Nachlagerung mit Lagertechnologie wie etwa der an der Laimburg entwickelten Lagerung mit dynamisch kontrollierter Atmosphäre (DCA) oder Lagerung mit einen sehr niedrigen Sauerstoffgehalt (ultra low oxygen, ULO) gut möglich ist. Nicht empfehlenswert ist jedoch die Nachlagerung im Kühllager, also einer „normalen" Kühlzelle, da diese zu hohen Ausfällen bei den Früchten führt.

Neue Erkenntnisse zur Lagerung: Glasigkeit bei Fuji
Insbesondere bei Äpfeln der Sorte Fuji tritt häufig das Phänomen der Glasigkeit auf: Dabei handelt es sich um glasige Stellen im Fruchtfleisch, die zuckerhaltige Lösung enthalten. Da sich diese Stellen bei der Lagerung braun verfärben können, stellen sie ein großes Problem für die Vermarktung dar. Versuche von Dr. Dominikus Kittemann am Kompetenz-Zentrum für Obstbau und Lagerung in Ravensburg (Baden-Württemberg) haben gezeigt, dass man die Glasigkeit der Früchte reduzieren kann, indem die Früchte im Kühllager bei bestimmten Temperaturen vorgelagert werden, ehe man die eigentliche Lagertechnologie anwendet.

Zahlen zu Obstanbau und Obstlagerung in Südtirol
In Südtirol wird Obstanbau auf rund 18.700 ha betrieben. 2011 betrug die Erntemenge 1.181.000 Tonnen Äpfel. Das entspricht ca. 55 Prozent der italienischen und 11 Prozent der EU-Produktion. Die Lagerkapazität der Obstlagerhäuser in Südtirol beträgt insgesamt über 850.000 Tonnen (Quelle: Agrarbericht 2011).

Das Land- und Forstwirtschaftliche Versuchszentrum Laimburg
Das Land- und Forstwirtschaftliche Versuchszentrum Laimburg versteht sich als führende Forschungsinstitution für die Landwirtschaft in Südtirol. Das Versuchszentrum Laimburg betreibt vor allem angewandte Forschung mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit der Südtiroler Landwirtschaft zu steigern.
Insgesamt 180 Mitarbeiter arbeiten jährlich an rund 400 Forschungs- und Versuchsprojekten aus allen Bereichen der Südtiroler Landwirtschaft, von Obst- und Weinbau bis hin zur Berglandwirtschaft. Das Versuchszentrum Laimburg wurde 1975 gegründet.


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Dr. Oswald Bauer
Tel.: +39 0471 969 516
E-Mail: oswald.bauer@provinz.bz.it

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