Schadbilder „Wanzen“

 

 

  • Schadbild Wanzen (pdf)
  • Wanzen im Südtiroler Apfelanbau Obstbau*Weinbau Artikel 2018 (pdf)
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    Fragen:

    1. Sind alle Wanzen Pflanzenschädlinge?

    2. Wie entstehen Wanzenschäden auf Früchten?

    3. Wann kann es zu Wanzenschäden im Apfelanbau kommen?

    4. Wie sieht das Schadbild am Apfel aus?

    5. Wie kann ich einen Wanzenschaden feststellen?

     1. Sind alle Wanzen Pflanzenschädlinge?

    Neben blutsaugenden Arten wie den gefürchteten Bettwanzen gibt es sehr viele Vertreter, welche räuberisch leben und daher auch im Obstbau eine wichtige Rolle als Nützlinge spielen. Zu nennen sind hierbei v.a. Vertreter der Sichelwanzen und Blumenwanzen. Der Großteil der Wanzen ernährt sich jedoch phytophag, d. h. von Pflanzenmaterial. Von den weltweit beschriebenen 40.000 Arten können laut Literatur ca. 750 auch ökonomische Schäden an verschiedensten Kulturpflanzen hervorrufen. Die meisten von ihnen leben jedoch in tropisch bis subtropischen Ländern.

    Abgesehen von Halyomorpha halys können auch andere Wanzenarten gelegentlich als Schädlinge im Südtiroler Obstbau auftreten:

    -          Coreus marginatus

    -          Gonocerus acuteangulus

    -          Nezara viridula

    -          Palomena prasina

    -          Verschiedene Lygidae oder Miridae

     

    2. Wie entstehen Wanzenschäden auf Früchten?

    Wanzen sind nahe Verwandte von Zikaden, Blatt- und Schildläusen. Ihnen gemeinsam sind die stechend-saugenden Mundwerkzeuge, die aus mehreren Borsten bestehen und zusammen den Rüssel bilden. Damit die Nahrung in geeigneter flüssiger Form aufgesaugt werden kann, wenden Wanzen verschiedene Strategien zur Aufbereitung und Verflüssigung des Gewebes an.

    Räuberische (zoophage) Wanzen, aber auch einige pflanzensaftsaugende (phytophage) Arten zerstören das Gewebe ihre Beute mechanisch, durch mehrmaliges Einstechen der Saugborste. Die meisten phytophag lebenden Wanzen injizieren dem Wirt nach dem Einstechen ihren Speichel, der besondere zuckerhaltige Verbindungen enthält. Diese kristallisieren aus und bilden zum einen eine Schutzhülle und Führungslinie um die Stechborste, zum anderen unterbinden sie Wundheilung und Abwehrmechanismen der Pflanze selbst. Durch den enzymatisch wirkenden Speichel wird außerdem das Pflanzengewebe verflüssig und kann aufgesaugt werden. Es entstehen Nekrosen, Vergilbungen an und in der Einbohrstellen, in manchen Fällen kann die Entwicklung des Pflanzenteiles (Frucht, Trieb, Samen usw.) gehemmt werden.

     

    3. Wann kann es zu Wanzenschäden im Apfelanbau kommen?

    In Südtirol sind seit den 1990er Jahre Jahren vermehrt Wanzenschäden bei Äpfeln zu beobachten. Der Befallsdruck kann dabei von Jahr zu Jahr sehr unterschiedlich sein. Vereinzelte Schadbilder können jedes Jahr, in fast allen Anbauzonen festgestellt werden, fallen jedoch wirtschaftlich kaum ins Gewicht. In manchen Jahren ist aber vor allem in Hügel- und Berglagen – und hier insbesondere in Waldnähe – bereits in der Nachblüte ein erhöhtes Schadaufkommen zu beobachten. Auch bei ausgeprägten Wärmeperioden im Sommer, die zum Austrocknen des Unterbewuchses führen, können die Anstiche, und damit die Schäden, zunehmen. Zu welchem Zeitpunkt und in welchem Ausmaß H. halys Äpfel durch ihre Saugtätigkeit schädigt muss beobachtet werden.

     

    4. Wie sieht das Schadbild am Apfel aus?

    Am Apfel können im Zuge der Saugaktivität von Wanzen verschiedene „Schadbilder“ entstehen. Diese wurden am Versuchszentrum Laimburg anhand von Astkäfigversuchen mit verschiedenen Wanzenarten genauer untersucht (Wolf M., Südtiroler Landwirt 2007). Für Baumwanzen (Pentatomidae), und somit auch für die Marmorierte Baumwanze gilt: weisen Früchte sichtbare Stichkanäle und Dellen an der Oberfläche und darunter bräunliche Verfärbungen oder Läsionen des Fruchtfleisches auf, kann dies auf einen von Wanzen verursachten Schaden hindeuten.
    Der Grad der Ausprägung der Verletzung ist abhängig vom Zeitpunkt des Wanzenanstichs. Erfolgt er zum Zeitpunkt der Blüte bzw. vor dem Fruchtfall kann es zu starken Deformationen um den Saugkanal führen. Anstiche ab einer Fruchtgröße von 30 mm führen meist zu Dellen sowie Verbräunungen im darunterliegenden Fruchtfleisch. Das Schadbild im Sommer kann leicht mit Stippe verwechselt werden. Untersuchungen wie sich ein Wanzenanstich im Zuge des Fruchtwachstums verändert und inwieweit es möglich ist vom Schadbild auf den Zeitpunkt des Anstiches rückwirkend zu schließen, wird am Versuchszentrum Laimburg untersucht. 

     

    5. Wie kann ich einen Wanzenschaden feststellen?

    Für den Laien ist es nicht immer einfach einen Wanzenschaden als solchen zu erkennen. Phytotoxizität, Nährstoffmangel aber auch mechanische Schäden können ähnliche Symptome am Apfel verursachen.

    Hinweise für einen von Wanzen verursachten Schaden sind:

    -          Einsenkung und verfärbter Vorhof

    -          Darunter liegt oxidiertes, verbräuntes Fruchtfleisch, welches aber nicht direkt unter Fruchtschale befindet

    Eine eindeutige Zuordnung ist oftmals schwierig, da Symptome in Abhängigkeit von Zeitpunkt des Anstiches (phänologisches Stadium) und der Sorte variieren können Auch ist es nicht möglich anhand von Schadsymptomen eindeutig auf die Wanzenart zu schließen. Es ist daher wichtig seine Anlage hinsichtlich bekannter Risikofaktoren, welche die Besiedelung von Wanzen begünstigen, zu kennen und eigene Kontrollen, visuell oder anhand von Klopfproben durchzuführen.